20. Januar 2025
Arcadia, 5c - 7a
Dieser fast brandneue Sektor, direkt an der Zufahrtsstrasse Athen-Leonidio gelegen, war mir jedesmal bei der Heimreise ins Auge gestochen. Gemäss der neusten Führerausgabe war er nun durch lokale Klettergrössen erschlossen worden. Da drängte sich ein Besuch fast auf. Die liebliche Lage in einem Olivenhain, der kurze Zustieg und eine scheinbar perfekte Absicherung liessen auf einen gut besuchten Sektor schliessen. Zu unserem Erstaunen sind Beat und ich aber den ganzen Tag alleine vor Ort.
Mit gespannter Vorfreude nähern wir uns den Felsen und suchen bereits schon visuell die schönsten Linien ab. In einem neuen Sektor ist die Wahl der perfekten Route ein Stück weit auch Glücksache. Wir lassen uns in erster Linie von der Optik leiten, da der Range der klettertechnischen Anforderungen bei fast allen Routen im Bereich unserer bescheidenen Möglichkeiten liegt.
So ergiebt es sich, dass wir zwischendurch auch mal wieder eine 5c-Linie einstreuen, da sie einfach zum Anbeissen schön aussieht. Vom Boden aus betrachtet, fragen wir uns aber schon, ob diese Bewertung überhaupt passend sein kann. Das überhängende Riff wirkt deutlich schwerer und anspruchsvoller. Am Ort des Geschehens kommen dann erst die vielen perfekten Griffmöglichkeiten zum Vorschein.
Völlig zutreffend meint Beat: "Immer wenn ich so zu mir dachte, dass da rechts oder links oben ein Griff sehr hilfreich wäre, tauchte vor meinen Augen ein wunderbarer Henkel auf." Einer der zahlreichen griechischen Götter muss wirklich ein Kletterersymphatisant gewesen sein. Völlig berauscht geniessen wir Linie um Linie in diesem so kletterfreundlichen Fels. Als Beat wegen aufkeimender Schulterschmerzen die Segel streicht, darf ich noch drei zauberhafte 40 Meter-Linien anhängen. Dann siegt auch bei mir die Vernunft. Schliesslich steht morgen wieder ein weiterer Klettertag auf dem Programm.
Bestens gelaunt verlassen wir den Olivenhain und erreichen nach wenigen Minuten unser Mietauto am Strassenrand. Dort erfreuen wir uns an drei lustigen Katzen, die voll Zutrauen uns um die Beine streifen und um Futter betteln. Noch am gleichen Abend besorgt Beat, der grösste Katzennarr auf der nördlichen Halbkugel, eine Packung Trockenfutter. In Zukunft will er für solche Begegnungen bestens gewappnet sein...