Malvaglia
Malvaglia, 5c-7a
Die länger werdenden Tage und der damit resultierende höhere Sonnenstand erlauben nun auch wieder Besuche im frühmorgens noch schattigen Klettergarten am Eingang ins Val Malvaglia. Mit etwas Unsicherheit belastet, welches der optimale Zeitpunkt für die Fahrt ins Tessin tatsächlich ist, starten wir um 9 Uhr in Schattdorf. Mit einem geplanten Kaffeestopp stehen wir um 11 Uhr an der Basis des obersten Sektors – zeitgleich mit der spürbar wärmenden Sonne. Das passt für Anfang März also perfekt.
Noch etwas ungelenk und «gstabig» unterwegs, ist die Auftaktroute «Mister Max» genau das Richtige. Die nur mit 5c+ kotierte Linie startet mit einer griffigen Verschneidung, der dann feingriffige Wandkletterei an messerscharfen Quarzquadern folgt. Dieser steile Abschnitt ist für den Grad nicht geschenkt und erfordert bereits ein beherztes Zupacken.
Generell ist die Schwierigkeitsbewertung in Malvaglia noch nach alter Schule erfolgt, was auch für die Absicherung zutrifft. Wer direkt aus der Kletterhalle in diesen Orthogneis-Wänden landet, muss sich bestimmt wieder zuerst an dieses Bewertungsmuster und die sportlichen Hakenabstände gewöhnen. Der unglaublichen Haftreibung vertraut man vielleicht zu Beginn auch noch nicht hundertprozentig, was doch zu einem harzigen Start in die entsprechende Klettersession führen kann.
Nach drei weiteren Linien in diesem auch farblich sehr interessanten Bereich, gönnen wir uns eine Verpflegungspause mit anschliessendem Sektorwechsel. Uns locken die schönen Risse ein Stockwerk tiefer. Dort warten mit «Bubolina» und Cristina precisina» zwei absolute Klassiker auf uns. Für Beat ist es der erste Besuch in Malvaglia. Entsprechend ist er auch gespannt auf diese perfekten Rissklettereien.
Die mitgeführten Camalots erweisen sich als wertvolle Helfer und entschärfen den nassen Einstieg in «Bubolina». Auch weiter oben lassen sich durch wenige Placements die Nerven etwas schonen. Das gleiche gilt auch für die benachbarte «Cristina precisina», besonders im Ausstiegsriss schätzt man die zusätzliche Sicherheit eines bombenfest platzierten Cams. Für eher klein geratene Klettermenschen kann der weite Zug beim 3. Bohrhaken zur echten Bewährungsprobe werden. Da hilft wahrscheinlich nur ein dynamischer Sprung an die rettende Leiste.
Als letzten Sektor gönnen wir uns «Tempo di fondue», wo ein Mix aus Rissen, Schuppen und feinster Plattenkletterei zur Auswahl steht. Hier sind «dicke Wurstfinger» eher ein Nachteil, da viele enge Risse zu krallen sind. Dafür ist die Absicherung wieder auf der freundlichen Seite. Beat und ich spüren langsam die einsetzende Müdigkeit, die der athletischen Kletterei geschuldet ist. Es hat wieder extrem viel Spass gemacht in Malvaglia. Vielen Dank an Beat für den genussvollen Klettertag unter der wärmenden Tessiner Sonne.